Samstag, 24. Januar 2009

History of the Weilmuenster Sarahs


Weilmünster. Gedenkstätte für die Opfer des T-4 Programmes.



Die Sarahs

Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die dem geplanten Bild- und Textband “Vom Kirrberg zum Wellersberg” zu Grunde liegende Ausarbeitung sich nicht auf dokumentierte und verifizierbare historische Begebenheiten oder Befragungen von Zeitzeugen stützt, wurde die eigentlich für März 2006 geplante Veröffentlichung des Buches im CID-Verlag bis zu dessen erneuter Ueberarbeitung aufgeschoben.

In diesem Zusammenhang stellt sich insbesondere die Frage nach der Bedeutung eines auf dem Klinikfriedhof abgegrenzten “Jüdischen Friedhofes” mit über 50 Opfern des nationalsozialistischen T-4 Euthanasieprogrammes. Etwa ein Drittel der Bestatteten waren Frauen mit Vornamen Sarah, wobei allerdings in anderen Quellen als den “Patienten”-Akten abweichende Vornamen registriert sind. Auf dem, den “jüdischen” Begräbnisplatz umgebenden Klinikumsfriedhof sind mehrere tausend Menschen beerdigt. Auch diese, zwischen 1939 und 1942 - also den Jahren der NS-Euthanasie-Politik - Bestatteten tragen zum Teil jüdisch klingende Familiennamen. Möglicherweise wurde nach Kriegsende eine Eingrenzung der Opfer der anti-jüdischen Euthanasie anhand von in den Aufnahme-Akten registrierten Religionsangaben vorgenommen, so dass der Eindruck einer im Verhältnis zur Gesamtopferzahl relativ geringen Zahl von getöteten jüdischen Bürgern entsteht. Da nach Angaben des Klinikums Weilmünster alle den Zeitraum 1933-1945 betreffenden Patientenakten zur Gedenkstätte des Landeswohlfahrtsverbandes bei der Psychiatrischen Klinik Hadamar ausgelagert wurden, war eine Klärung der hier angesprochenen Fragestellung in Weilmünster nicht mehr möglich.

In diesem Zusammenhang wurde auch die Herkunft eines, bei geländekundlichen Recherchen von CID-Forschung im Wald bei Dietenhausen entdeckten und am Ende der vom Reichsarbeitsdienst im Zeitraum 1933-1945 erbauten “Lichtertalstrasse” gelegenen, Hügelgräberfeldes untersucht. Das Gräberfeld war bis in die 60er Jahre auf Topographischen Karten nicht verzeichnet und tauchte dann plötzlich als “Hügelgrab”-Markierung auf einer Neuausgabe der Topographischen Karte TK 1:25.000 aus den 80er Jahren auf. Die in einem Buchenwald gelegenen 4 Hügelgräber wurden von CID-Forschung fotographisch dokumentiert, vermessen und kartiert. Mit dem Hessischen Landesvermessungsamt und dem Hauptstaatsarchiv bzw. dem Denkmalpflegeamt in Wiesbaden wurde diesbezüglich Korrespondenz geführt. Von Seiten von CID-Forschung wurde in diesem Zusammenhang vorgeschlagen, zur Klärung der Geschichte der Hügelgräber Ausgrabungen durchzuführen um so der Entstehung möglicherweise unzutreffender Mythen bezüglich des Gräberfeldes entgegenzuwirken. Die korrespondierende Verwaltungsstelle lehnte dieses Ansinnen jedoch ab.

Auf den Internetseiten von CID-Forschung wurde zu dieser Thematik unter dem Kapitel “Beiträge zur Ortsgeschichte Weilmünsters” ein Ausschnitt über die Geschichte der Zuwanderung aus den Levante-Ländern seit den Kreuzzügen und die systematische Verfolgung dieser Bevölkerungsteile in bestimmten geschichtlichen Epochen sowie eine Betrachtung des sogenannten “Neuen Weilmünsterer Jüdischen Friedhofes” (zur Unterscheidung von den ursprünglichen Jüdischen Friedhöfen am Kirberg und in Laubuseschbach) auf den neuangelegten Seiten http://www.lassarahs.blogspot.com und http://www.cementerio-judio.blogspot.com veröffentlicht.

Die Redaktion der Artikel erfolgte unter Zurverfügungstellung von Archivmaterial durch das Klinikum Weilmünster, den Landesverband der Jüdischen Gemeinden Hessens in Frankfurt, das Jüdische Museum Frankfurt und das Hessische Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden sowie unter Auswertung der diesbezüglichen Bibliotheksliteratur.

Zur anschaulicheren Dokumentation der Geschichte des Gebäudekomplexes und des fortwährenden Bedeutungswandels seiner Nutzung wurde damit begonnen, die Fotodokumentation von Foto-CID über das Klinikum zu vervollständigen. Die weitere fotographische Dokumentation dieses Komplexes wird von Foto-CID andauernd und langfristig fortgesetzt werden.

Auf Grundlage der bisherigen Betrachtungen der architektonischen Planung des Klinikumskomplexes drängt sich die Schlussfolgerung auf, dass die bauliche Integration einer Leichenhalle (bzw. möglicherweise eines ehemaligen Krematoriums) und einer Friedhofsanlage mit tausenden Beerdigungsplätzen für eine menschliche Wohnsiedlung zwar etwas natürliches, für ein Krankenhaus als Lebensumgebung für Menschen mit aussergewöhnlichem Bedarf an eine genesungsfördernde, ausgeglichene Umgebung etwas Sinnwidriges darstellt. Menschen, die sich in Krankheitszuständen in Todesnähe befinden, die “Administration des Todes” dermassen vor Augen zu führen, garantiert nicht notwendigerweise eine Genesung.

Aus dieser Argumentation heraus entstand die Planung, das Friedhofsgelände bzw. die mittlerweile dort errichtete Gedenkstätte auf dem ehemaligen Krankenhausfriedhof an einen Platz in gebührendem Abstand vom Klinikum zu verlagern. Hierzu böte sich das Lichtertal an, das seit dem Bau der Lichtertalstrasse durch den RAD im Zeitraum des Weltkriegsbeginnes bzw. der politischen Ethnozidplanung und Durchführung in enger Verbindung mit dem Weilmünsterer Klinikum steht.


Luftbild des an das Weilmünsterer Klinikum angrenzenden Lichtertales. Quelle: Google Earth.


Modellvorschlag für die geplante asiatische Tempelanlage im Lichtertal:
In das Wald-Wiesental integrierte Tempelgebäude und künstlich angelegte Wasserflächen


Modellvorschlag für die geplante asiatische Tempelanlage im Lichtertal:
Tempelgebäude an künstlich angelegtem See


Planungsvorschlag ist die Errichtung einer Gedenkstätte in Form einer asiatischen Tempelanlage mit Heiligenschreinen zur symbolischen Aufbewahrung der Ueberreste der Opfer des T4-Programmes. Räumlich geeignet wäre dazu der mittlere Talbereich, in dem die Strasse einen Knick von Nord- in Ostrichtung vollführt. Hier könnte durch die Anlage eines Teiches umgeben von den für asiatische Tempel charakteristischen Gestaltungselementen – Wegen, Brücken, Felszonen, Ruheplätzen, Statuen und typischer Baum- und Buschbepflanzung – sowie den Bau ein oder mehrerer Tempelgebäude ein Platz geschaffen werden, der den Ansprüchen auf eine Besinnung und Auseinandersetzung mit den Ereignissen auch ohne deren plakative, darstellende Präsentation in Form von Bildausstellungen gerecht würde.

Lichtertalweg. Die Kurve zwischen den 2 Steinbrüchen.